Nichts für Menschen mit Klaustrophobie

Zusammen mit mehr als 100 Vertretern der umliegenden Feuerwehren, der Stadt, des Landkreises, des Bayrischen Roten Kreuzes sowie der Polizei feierte die Freiwillige Feuerwehr Schrobenhausen am Samstag das 20-jährige Bestehen ihrer Atemschutzübungsanlage.

Für viele sicherlich keine angenehme Vorstellung: in fast vollkommener Dunkelheit auf allen Vieren durch ein Labyrinth aus engen Gängen und Röhren zu kriechen. Und wohl völlig unzumutbar für die meisten: dabei auch noch eine beklemmend dicht über das Gesicht gestülpte Schutzmaske und zusätzlich auf dem Rücken eine elf Kilo schwere Atemluftflasche zu tragen. Aber genau das haben 527 Wehrleute aus dem Landkreis Neuburg-Schrobenhausen heuer bereits über sich ergehen lassen. Es ist das Standardtraining für die Atemschutzgeräteträger. Ihre Motivation: Brände sicher zu bekämpfen und Leben zu retten. Der Lohn hierfür: 0,00 Euro.

Eng und muffig ist es im obersten Geschoss der Fahrzeughalle der Feuerwehr Schrobenhausen an der Hörzhausener Straße. Hier direkt unter dem Dach ist die Atemschutzübungsanlage untergebracht. Dicht gedrängt stehen die Gäste beieinander und hören gespannt zu, wie Peter Kreitmair die Funktionsweise der Anlage erklärt. Der Kreisbrandmeister (KBM) für Atemschutz in Schrobenhausen leitet die erste Führung durch die Übungsanlage sowie die Werkstatt und die Umkleideräume. Er ist seit circa zwei Jahren im Amt und hat schon etliche Lehrgänge abgehalten. "Zunächst müssen die Männer und Frauen, die an der Ausbildung teilnehmen, 15 Meter eine Leiter hinaufsteigen. Anschließend geht es dann eine Minute auf das Laufband." Was sich für die Zuhörer zuerst einfach anhört, erweist sich spätestens dann als nicht so leicht, als sie sehen, was die Feuerwehrleute anhaben: In voller Montur mit Atemschutzmaske und Luftflasche quälen sie sich an den Übungsgeräten ab. Die Atemgeräusche, die sie dabei produzieren, hören sich gepresst und pfeifend an.

Knie ausgerenkt

Kreitmair erläutert den zweiten Übungsschritt, der in einer Art Käfig mit nur wenig Platz stattfindet: "Hier proben die Teilnehmer die Handhabung ihres Geräts und lernen die Luftflasche an- und abzulegen". Nicht ungefährlich sei das Ganze, erzählt der KBM. Bereits eine Kniescheibe und eine Schulter seien hier schon lädiert worden. "Aber der eine hat sich die Kniescheibe an Ort und Stelle gleich wieder selber eingerenkt. Da sieht man mal, was für harte Hund’ bei der Feuerwehr sind", lacht Kreitmair und wird dann schnell wieder ernst: "Anderswo sind bei solchen Übungen aber auch schon Wehrleute ums Leben gekommen".

Hitze im Käfig

Die Kriechanlage schließlich, die ihren Namen nicht ohne Grund hat, macht den größten Teil der Atemschutzstrecke aus. Über den gesamten Dachstuhl erstrecken sich die Gittergänge. Die Anlage umfasst zwei Ebenen und ist zudem mit einer Hitzezone, die bis zu 100 Grad heiß werden kann, ausgestattet. Mit Kameras wird die Anlage vom Kontrollraum aus überwacht.

"Die Wiederholungsübungen müssen von jedem Atemschutzgeräteträger einmal im Jahr abgeleistet werden", erklärt Kreitmair. "Voraussetzung, um hier überhaupt mitmachen zu dürfen, ist: Man muss mindestens 18 Jahre alt sein, körperlich tauglich und bereits über die Grundausbildung zum Truppmann verfügen." Auch an Lehrgängen müssten die Atemschutzanwärter vorher teilgenommen haben, so der KBM. Aber nicht jeder sei auch geeignet. Manche würden schon bei den Belastungstests scheitern. Andere genügten den charakterlichen Anforderungen nicht. "Die Kandidaten müssen Verantwortung übernehmen können. Wenn ich merke, dass einer nur herumalbert, hat er keine Chance.". Denn schließlich gehe es nicht nur um sein eigenes, sondern auch um das Leben der Brandopfer und seiner Kameraden. "Die müssen sich alle auf ihn verlassen können", so Kreitmair.

Von Thomas Winter
Quelle: Schrobenhausener Zeitung vom 06.12.2010

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