Ein Brand zur Einweihung
8.58 Uhr – alle Mann sind längst auf dem Gelände der Feuerwache, um alles für den großen Tag der offenen Tür herzurichten. Alarm. Feuer beim Unteren Wirt, einer Filiale der ehemaligen Gritschenbrauerei. Die eben erst mühsam vor der Halle drapierten Fahrzeuge rücken aus, zurück bleiben die stellvertretende Vorsitzende Claudia Funk-Stieglmeier mit der Jugendgruppe mit einem Berg von Arbeit. Sie sieht das alles ganz pragmatisch: "Ach, dann machen wir das eben ohne die Aktiven." Gesagt, getan, in Rekordzeit ist alles fertig.
Improvisation – das haben die Ehrenamtlichen der Feuerwehr Schrobenhausen in den vergangenen sieben Jahren während der langen und teils chaotischen Bauphase der neuen Feuerwache gelernt. Immer wieder ging beim Bau etwas schief, und immer wieder mussten die Feuerwehrleute mithelfen, um die Kohlen aus dem Feuer zu holen. "Die Feuerwehr Schrobenhausen trifft bei all dem keine Schuld, eher im Gegenteil" – das hatte Bürgermeister Karlheinz Stephan schon am Freitag beim Festakt betont, und daran gab es auch bei all den Gesprächen am Sonntag keinen Zweifel.
"Wir bekommen nur positive Rückmeldungen", freut sich denn auch Kommandant Manfred Irrenhauser-Kress, fröhlich lächelnd, als er ein ums andere Mal interessierte Besucher durch das Gebäude führte, das den Ehrenamtlichen, die sich hierfür die Allgemeinheit engagieren, fortan als Basis für die künftigen Einsätze dient.
Viel zu tun
Und es gibt viel zu tun. Allein während der Bauphase war die Feuerwehr fast 1200 Mal ausgerückt, bei Unfällen, bei Bränden, als Türöffner, wenn eine verletzte Person in einer Wohnung eingeschlossen war, um Katzen von Bäumen zu retten und und und.
Der Lohn: Meistens nicht viel mehr als ein warmer Händedruck. Feuerwehr-Vorstand Ralf Schlingmann, der in den vergangenen sieben Jahren weit über 2500 Arbeitsstunden auf der Baustelle zubrachte – das entspricht einem kompletten Arbeitsjahr bei einer 40-Stunden-Woche – wurde mit seiner Gattin immerhin als Dankeschön zum Essen eingeladen, das ist schon so ziemlich das Höchste der Gefühle. So ist das, bei der Feuerwehr, und nicht nur in Schrobenhausen, sondern auch bei vielen anderen, wenn Arbeit gemacht werden muss: Man leistet seinen Beitrag und spricht nicht drüber.
Nur, wenn man gefragt wird. Am Sonntag wollten viele Besucher alles ganz genau wissen: Wie werden die Schläuche getrocknet? Warum muss der Turm so hoch sein? Wie arbeitet der Rettungsspreitzer? Was ist die Rolle der Notfallseelsorge und die von Disco-Fieber? Wie wird man eigentlich Feuerwehrmann? Wo gibt’s hier was zu essen? Auf alle Fragen hatten die Aktiven und Passiven Mitglieder um Manfred Irrenhauser-Kress und Ralf Schlingmann eine Antwort.
Explosionen
Der Tag der offenen Tür ist von Informationen, Unterhaltung und Vorführungen nur so gespickt. Wie man eine explodierte Spraydose löscht, wie Atemschutz eingesetzt wird, wie man sich bei einem Fettbrand richtig verhält – viele Tipps und viele Blicke hinter die Kulissen ließen die Ehrenamtlichen zu. Am Nachmittag brennt dann auch noch der neue Schlauchturm – aber nur zu Simulationszwecken; Hunderte lassen sich allein dieses Spektakel nicht entgehen.
Ein Fall vor allem für sportliche Jungs ist die Atemschutzstrecke, und Kreisbrandmeister Peter Kreutmair darf sich den Tag über den Mund fusselig reden. "Vier überregionale Lehrgänge finden hier jedes Jahr statt, und an die 500 Kameraden kommen zu Auffrischungskursen", weiß er zu berichten.
So vergeht der Tag rasend schnell – und all der Frust der vergangenen Jahre mit den Planern und so mancher ausführender Firma ist ganz schnell Geschichte. Murphys Gesetz hat bei der Feuerwehr jedenfalls ausgedient, und in der Vereinschronik darf für den 10. 10. 10 dies festgehalten werden: Einsatz und Tag der offenen Tür klappten perfekt.
Von Mathias Petry (Schrobenhausener Zeitung vom 11.10.2010)
UPDATE
Zündelnde Jugendliche
Schrobenhausen (oh) Die Ursache für das Feuer der Scheune des Unteren Wirts in Steingriff ist mittlerweile offenbar geklärt. Laut Kripo waren es zwei zündelnde Jungen, die den Schwelbrand am Sonntag verursachten – Sachschaden etwa 5000 Euro – und nebenbei auch beinahe den Ablauf des Tages der offenen Tür beim Feuerwehrhaus ins Wanken gebracht hätten.
Schrobenhausen (oh) Die Ursache für das Feuer der Scheune des Unteren Wirts in Steingriff ist mittlerweile offenbar geklärt. Laut Kripo waren es zwei zündelnde Jungen, die den Schwelbrand am Sonntag verursachten – Sachschaden etwa 5000 Euro – und nebenbei auch beinahe den Ablauf des Tages der offenen Tür beim Feuerwehrhaus ins Wanken gebracht hätten.
Gegen 9 Uhr entdeckte eine Anwohnerin starke Rauchentwicklung aus der Scheune an der Pöttmeser Straße. Die sofort alarmierte Schrobenhausener Feuerwehr rückte mit nahezu 50 Feuerwehrleuten an – alle Mann waren ja wegen der anstehenden Feierlichkeiten gerade in der Wache – und konnte den Schwelbrand schnell unter Kontrolle bringen. In der Scheune war auf einem hölzernen Dachboden altes Stroh gelagert, das aus zunächst ungeklärter Ursache in Brand geraten war. Durch diesen Brand wurden auch Teile des Dachstuhls angesengt.
Noch am Brandort entstand aufgrund diverser vorgefundener pyrotechnischer Utensilien und Hinweisen von Anwohnern der Verdacht der Brandstiftung durch Jugendliche. Dies bestätigte sich kurz nach 13 Uhr, als ein 14-Jähriger aus Schrobenhausen mit seinem Vater bei der Polizeiinspektion Schrobenhausen erschien und einräumte, zusammen mit einem 13-jährigen Freund dort gezündelt zu haben.
Die DK-Redaktion - Schrobenhausener Zeitung vom 12.10.2010