Die lange Unterhose immer griffbereit

Schrobenhausen (SZ) Lange Unterhosen sind angesagt – vor allem bei den Menschen, die in Schrobenhausen und Umgebung draußen arbeiten müssen. Mit Blick auf die anstehenden Nächte mit sibirischen Temperaturen bis zu 20 Minusgraden müssen sich einige mehr, andere weniger auf den Frost vorbereiten.
„Ich hoffe, es brennt nicht“, sagt Schrobenhausens Feuerwehrkommandant Manfred Irrenhauser-Kress mit Blick aufs Thermometer, „ich bin ziemlich verfroren.“ Die Aussicht darauf, in den nächsten Nächten eventuell zu Einsätzen ausrücken zu müssen, behagt ihm nicht. Aber Irrenhauser-Kress ist gut vorbereitet, wie er lachend zugibt: „Ich habe die lange Unterhose neben dem Bett liegen . . .“

Doch für die Feuerwehr ist nicht der Frost am eigenen Leib das größte Problem. Bei den avisierten Temperaturen „gefriert alles Wasser, was verspritzt wird, sofort“. Wenn es denn noch fließt. „Es ist absolut tödlich, wenn das Wasser in den Schläuchen gefriert“, meint Irrenhauser-Kress. Darum werde bei Wintereinsätzen immer versucht, das Wasser in den Schläuchen nie zum Stehen kommen zu lassen. „Die Schläuche sind immer ein Problem“, so Irrenhauser-Kress.

Die Sorgen hat Schrobenhausens Polizeichef Klaus Rewitzer zum Glück nicht. „Unsere Streifenwagen haben eine Heizung“, sagt Rewitzer launig. „Früher, zu Käfer-Zeiten, war es ein Problem.“ Auch die Zeiten von Einheitsanoraks, die für manchen kälteempfindlichen Ordnungshüter nicht ausreichten, seien vorbei. Für jedes Temperaturempfinden der Polizisten gäbe es inzwischen die passende Kleidung – bis hin zu Fleecepullis und -westen. Lediglich bei plötzlichen Einsätzen wie Unfällen, bei denen die Beamten auch schon mal Stunden lang in der Kälte sein müssen, könnte die Kälte zum Problem werden. Doch dann stehe ja zum Aufwärmen auch mal der geheizte Streifenwagen parat.

Auf ihre Fahrzeuge greifen auch die Männer und Frauen vom Stadtbauhof zurück, wenn es ihnen draußen zu kalt werden sollte. Zumindest geht Bauhofchef Xaver Stöckl davon aus. Er versucht, die Arbeit so einzuteilen, dass nur die nötigsten Aufträge im Freien erledigt werden müssten. Pflege- und Reparaturarbeiten in den Hallen und Werkstätten des Bauhofs würden derzeit groß geschrieben. Stöckl macht aber klar, dass sich manche Außeneinsätze seiner Leute auch bei Tiefsttemperaturen nicht vermeiden ließen. „Wenn ein Schild umgefahren wird, muss es eben gerichtet werden“, sagt Stöckl und in seiner Stimme schwingt ein wenig Mitleid mit seinen Leuten mit.

Damit der Frost nicht zum Frust wird bei den zahllosen Pendlern, bereitet sich auch die Bayerische Regiobahn (BRB) auf die Nächte und Tage vor. Jede Nacht würden die Triebwagen ans Stromnetz angeschlossen, um die Batterien frisch aufzuladen und so die Versorgung der Züge zu gewährleisten. Wie der Augsburger BRB-Vertriebschef Florian Lehner sagt, würden so auch die Motoren der Loks vorgeheizt: „Der Zug sollte anspringen.“ Und in den meisten Fällen tue er das auch, ist sich Lehner sicher. Auch das Zugpersonal werde auf die kommenden Tiefsttemperaturenphasen vorbereitet: „Wir hoffen, dass wir die Situation gut meistern werden.“

Beim Hoffen will es Feuerwehrchef Irrenhauser-Kress aber nicht bewenden lassen. Im Gerätehaus stünden derzeit rund 15 Kübel mit Streusalz bereit. Auch auf dem Drehleiterwagen befinde sich ein Behälter mit dem Auftaumittel. Schließlich, so Irrenhauser-Kress, seien es die Kleinigkeiten, die zu unangenehmen Unfällen führen könnten. Ausrutschen auf dem gefrierenden Löschwasser sei so ein Problem, das der Feuerwehrhauptmann vermeiden möchte.

Wer nun glaubt, dass die Feuerwehrleute es bei Löscheinsätzen im Winter immer warm hätten, den macht Irrenhauser-Kress gleich mal mit der Kehrseite der Medaille bekannt: Wenn ein Atemschutzträger seinen schweißtreibenden Einsatz beendet habe, müsse der sich – ähnlich wie die Spitzenathleten unter den Langläufern und Biathleten – gleich umziehen. „Man muss zusehen, dass die Einsatzkräfte möglichst schnell in trockene Klamotten kommen.“ Deswegen habe die Stützpunktfeuerwehr auch immer einige Trainingsanzüge an Bord ihrer Wagen. Was passiert, wenn man diese Vorsichtsmaßnahmen nicht beachtet, weiß Irrenhauser-Kress nur zu genau: „Da reicht schon eine Stunde und die Leute sind dann krank.“

 Bild: Auf alles vorbereitet: Schrobenhausens Feuerwehrkommandant Manfred Irrenhauser-Kress friert nicht gerne. Darum hat im Winter immer eine lange Unterhose griffbereit, wenn er bei möglichen Tiefsttemperaturen plötzlich zu einem Einsatz gerufen wird.

Von Jürgen Spindler

Quelle: Schrobenhausener Zeitung vom 02.02.2011

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